Als 4 Jahre nach meinem Vater auch meine Mutter gestorben war, erbte ich ein kleines Häuschen. Meine Eltern hatten zusammen mit Mutters Eltern 1964 gebaut und als ich im Alter von 6 Jahren war, zogen wir ein. Knapp 50 Jahre war dieses Haus mein zu Hause, als Kind und Jugendlicher sowieso, später bei vielen Besuchen.

Seit jeher war für mich klar, dass ich nie in den Ort selber und in das Haus zurückkehren werde, aber als es nun meins war, alles raus und das Haus selber verkauft werden musste – das war mir unmöglich. Jeder Blick im Haus löste Erinnerungen aus, aber auch wirklich jeder! Meine Eltern gehörten zu einer Generation, die nur dann etwas Neues anschaffte, wenn das Alte wirklich nicht mehr zu gebrauchen war. Z. B. eine Tasse oder einen Teller wegzuwerfen, nur weil es einen kleinen Sprung gab – unvorstellbar. Meine Eltern sind niemals geizig gewesen, das war nicht der Grund, es war einfach ihre Lebenseinstellung. Und nun sollte alles auf den Müll – mehr als einmal rannte ich nur Minuten nach der Ankunft mit feuchten Augen wieder aus dem Haus.

Dann kam mir irgendwann der Gedanke, alle diese Blicke festzuhalten. Der Blick in ein Schränkchen mit Dingen, die nur selten benutzt wurden, aber seit je her so lagen. Der Blick in den Schrank mit Töpfen und Pfannen, deren Lage sich auch nie veränderte und manches Teil war sicher älter als ich. Die Tassen und Teller an der immer gleichen Stelle im Küchenschrank. Mein Vater bastelte und baute gerne, er schraubte und schweißte eigentlich immer irgendetwas. Einen, oder besser gesagt drei stumme Diener, eine Sackkarre, selbst die Behältnisse für Schrauben wurden aus alten Dosen hergestellt. Man mag es merkwürdig finden und drüber schmunzeln, aber seine unendliche Ausdauer und Liebe am Detail bewundere ich!

Wochenlang ging ich immer wieder durch das Haus und fotografierte, anschließend war die Auflösung nicht mehr so schlimm. Sehe ich mir die Bilder an, so erzeugen sie ein wohliges Gefühl von Liebe und Erinnerungen. Vielleicht geht es Ihnen, wenn Sie meine Bilder betrachten, ähnlich und sie fühlen sich in die eigene Kindheit/Jugend zurück versetzt.